Whiskybewertung
George Washington Kentucky Straight Bourbon Whiskey
- Roggenanteil in der Maische
- Farbe: dunkler Bernstein
- Mindestlagerdauer im Holzfass 4 Jahre
- Alkoholgehalt 40% vol
- Brennerei unbekannt
- Hergestellt für EUCO GmbH, Hamburg
- Preis beim Discounter ca. 6,80.- €
Ja, was kann man für diesen Preis erwarten? Nun ja, meine Erwartungshaltung ist ziemlich gering. Am ehesten lässt sich ein Kentucky Straight Bourbon, vom Qualitätsstatus her, nicht vom Geschmack, mit einem schottischen Single Malt vergleichen. Allerdings erhält man keinen Single Malt für unter 7.- €.. Für beide Whiskyarten gibt es im jeweiligen Lande eine ganze Reihe von gesetzlichen Vorschriften, an die sich die Brennerei halten musss.
Für die Bourbons gilt dabei:
- Natürliche Farbe
- Lagerung in neunen Eichenfässern aus amerikanischer Weißeiche
- Mindestens 51% Maisanteil in der Maische
- Mindestlagerzeit 2 Jahre (ohne Angabe auf dem Etikett mindestens 4 Jahre)
- Herstellung im Säulendestillationsverfahren oder in der Pot-Still
Für die Scotch Whiskys gilt:
- Dürfen gefärbt werden
- Getreidebestandteil der Maische: nur Gerstenmalz
- Lagerung im Eichenfass (Herkunft der Eiche beliebig, wie oft das Fass bereits verwendet wurde ist beliebig, welche Alkoholart zuvor im Fass gelagert wurde ist beliebig)
- Mindestlagerzeit 3 Jahre
- Herstellung nur in der Pot-Still
Da fast alle Bourbons in den USA mit Säulendestillationsapperaten hergestellt werden (Ausnahme Woodford Reserve), und es kein billigeres Herstellverfahren gibt, kann sich ein billiger Straight Bourbon also auch nicht durch die Herstellung von einem teuereren Bourbon unterscheiden.
Wo also können die Unterschiede von einem billigen Kentucky Straight Bourbon zu einem teueren liegen?
- Die Lagerzeit in Eichefässern ist gesetzlich vorgeschrieben, mindestens 2 Jahre. Hier werden teuerere Bourbons länger gelagert und nehmen dadurch mehr Aromasoffe aus dem Fass auf.
- Sehr wenige Bourbons, wie beispielsweise der Woodford Reserve, werden in Pot-Stils gebrannt, was dem Whiksey zusätzliche Armoen bringt. Da dies jedoch die absolute Ausnahme darstellt, ist auch dies für die allermeisten Whiskeys kein Argument für den Preis.
- Die Lagerung in schon mehrfach verwendeten, und damit billigeren Eichefässern, ist im Gegensatz zu den Single Malt Whiskys aus Schottland nicht erlaubt.
- Die Auswahl von Fässern in denen zuvor eine bestimmte Spirituose gelagert wurde, um eine bestimmte Geschmacksrichtung in den Whiskey hinein zu bekommen, ist beim Straight Bourbon ebenfalls nicht möglich, da immer neue, ungebrauchte Fässer zu verwenden sind.
Natürlich unterscheiden sich die Kentucky Straight Bourbon Whiskeys auch in der Zusammensetzung der Maische. Nur die ersten 51% der Maische sind vorgeschrieben, denn diese 51% Bestandteil muss Mais sein. Wie sich die anderen 49% aufteilen, noch mehr Mais, Roggen, Gerste oder Weizen, das ist das Geheimnis jeder Brennerei. Dies gilt jedoch für alle Bourbons und bringt kein Argument zur Unterscheidung billiger und teuerer Whiskeys, da sich der Einfluss unterschiedlicher Maischebestandteile nur gering auf die Kosten des fertigen Whiskeys auswirkt.
Wie man sieht, bleiben nicht viele Eigenschaften übrig, die eine Unterscheidung von einem billigen zu einem teueren Bourbon verursachen könnten. Letzendlich ist dies vor allem die Lagerzeit im Fass. Da allerdings nach amerikanischem Gesetz bei einem Straight Bourbon, dessen Lagerzeit unter vier Jahren liegt, diese auf dem Label angegeben sein muss, ist der George Washington wohl mindestens 4 Jahre im Fass gelagert, da sich auf dem Etikett keine Altersangabe befindet. Bei einer Lagerdauer die länger als vier Jahre beträgt, ist es dem Hersteller freigestellt, ob er eine Angabe darüber macht oder auch nicht. Damit hat dieser Whiskey also eine Lagerdauer, die der des Jim Beam White Label entspricht.
Und nun wollen wir die Theorie verlassen, und uns anschauen, bzw. anschmecken, wie groß die Unterschiede im Geschmack wirklich sind.
Geschmacksbewertung:
Die Farbe des Whiskeys ist überraschend dunkel, bernsteinfarbig. Schon am würzigen Aroma lässt sich erkennen, dass hier ein guter Prozentsatz Roggen in der Maische zugegeben wurde. Der Geschmack ist süßlich, mild und würzig. Es ist die typische Würzigkeit des Roggens. Man spürt keine Schärfe, kein Kratzen im Hals. Der Geschmack ist gut, doch etwas dünn. Im eher kurzen Abgang endet die Würzigkeit zuletzt und hinterlässt einen trockenen Eindruck am Gaumen.
Insgesamt erhält der Whiskey in der Geschmacksbewertung die Note 4,0 und damit erzielt er eine Preis-Leistungs-Bewertung von 1,7, was einen absoluten Bestwert darstellt. Also insgesamt eine sehr angenehme Überraschung. Ich hätte mir bei dem Preis eigentlich einen Whisky-Vertreter erwartet, der eine Geschmacksbewertung im Bereich von 1 - 2 Punke erreicht. Aber so ist es nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass sich in dieser Flasche der gleiche Whiskey befindet wie in irgendeiner der Flaschen die gut das Doppelte kosten und einen bekannten Namen auf dem Label tragen. Denn wenn die ganzen fixen Kosten bereits von der teuren Marke getragen werden (Deckungsbeitrag), dann kann man den gleichen Whisky sehr viel billiger unter anderem Namen verkaufen. Es fallen dann ja nur noch die variablen Kosten an! In einem solchen Falle kommt das uns als Verbraucher zugute, wenn wir von der Gleichwertigkeit des Produkts überzeugt sind.
Aber ich muss in Zukunft noch etwas mehr Zeit in die Frage investieren, wie überhaupt ein schlechter Straight Bourbon entstehen kann, wenn vom Gesetz her fast alles vorgegeben ist, und daher keine erkennbare Möglichkeit besteht, eine schlechte Qualität herzustellen!?
Mittlerweile haben auch Freunde von mir den Whisky bei mir verkostet, allerdings ohne vorher den Preis zu wissen. Zwei von drei sehen ebenfalls eine Bewertung in der Größenordnung von 4,0 Punkten. wobei der dritte nur 1 oder 2 Punkte vergeben würde. Ich selbst bleibe jedoch weiterhin bei den 4,0 Punkten.
4,0 | 1,7 |